Gar nicht wie ein abgeschlagenes Schlußlicht, das zudem zuletzt eine empfindliche 0:8-Klatsche vom RSK Esslingen erhalten hatte, trat die Elf aus der Kreisvorstadt im Aileswasen auf. Mit etwas mehr Fortune hätte dem VfB OZ durchaus der zweite Saisonsieg gelingen können, denn die Grünweissen fanden in den faden 90 Minuten nie so recht ins Spiel. Am Ende zählten für die Mannen von Michael Bezirgiannidis deshalb nur die Punkte und die blieben schließlich am Neckar.
Dass die Gäste von der Breslauer Straße einen ganz unsicheren Kantonisten zwischen den Pfosten stehen hatten, zeigte sich schon in der 3. Minute, als Denizhan Altay einen harmlosen Schrägschuß von Benjamin Frimmel prallen ließ, doch niemand in einem grünen Trikot auf solch einen Fehler spekuliert hatte. Auch in der Folgezeit sollte die Zappeligkeit des VfB-Keepers fast keine Rolle spielen, weil die Hausherren zu kaum einer Chance kamen. Außer in der 15. Minute. Da lief der beste Neckartailfinger Angriff des gesamten Spiels und Einfädler war einmal mehr Moritz Krasser. Nach seinem Solo spielte der Ex-Metzinger Florian Dombrowski geschickt in die Gasse, der flankte von der Grundlinie auf den hinteren Pfosten, wo Timo Bezirgianidis hoch sprang und quer köpfte. Benjamin Frimmel setzte den Flugball dann aus vier Metern volley in die Maschen. Wer danach auf Besserung der Darbietung gehofft hatte, sah sich allerdings getäuscht.
In der 19. Minute wollten die Gäste schon zum zweiten Mal einen Elfmeter haben, nachdem der gefährliche Egemen Altindil gefoult worden sein soll. Zwölf Zeigerumdrehungen später erhielt die Fusionself dann "ihren" Strafstoß, und zwar zu Recht. Der äußerst flinke Pascal Breuning war mit einem Steilpass in den Strafraum geschickt worden und Timo Hasenohr warf sich ihm in vollem Tempo entgegen. Der TSV-Schlußmann kam zu spät und rammte Breuning um. Zenel Kuci verwandelte sicher zum 1:1. Und damit war es vollends vorbei mit dem Irrglauben, der Tabellenletzte könnte im Vorbeigehen abgefertigt werden.
Pech hatte der VfB in der 38. Minute, als sich Bekir Temel ohne Gegnereinwirkung das Knie verdrehte und vom Platz getragen werden mußte. Dass in dieser Situation der Ball ins Aus gespielt werden mußte, war selbstverständlich, doch manchmal wird diese Unart auch übertrieben. So in der 44. Minute, als Florian Dombrowski am Strafraum zu einer verheißungsvollen Chance kam, sich in dem Moment aber Zenel Kuci im Sechzehner auf dem Boden krümmte. Dombrowski brach sportlich den Angriff ab und der Esslinger Kapitän war Sekunden später wieder putzmunter. Die letzte vage Möglichkeit eröffnete sich wieder Florian Dombrowski in der Nachspielzeit nach einem Krasser-Pass, doch der ehemalige 09er verzog.
Im zweiten Umlauf hatten die Hausherren gegen die wacheren und engagierter auftretenden Gäste mehrmals erhebliches Glück, denn in der 55. Minute zischte Altindils Schrägschuß aus zwölf Metern hauchdünn unten vorbei und auch Pascal Breuning traf sechzig Sekunden darauf alleine vor Hasenohr das Tor nicht. Bezeichnend für die Hilflosigkeit der Gastgeber war Timo Bezirgianidis' Verzweiflungsschuß aus vierzig Metern (57.) mit selbst dem der Oberesslinger Torhüter seine Mühe hatte. Die letzte Möglichkeit für den VfB besaß in der 76. Minute wieder Egemen Altindil. Das Geschoss des Ex-Köngeners aus 18 Metern rasierte aber auch nur den Aussenpfosten.
Wie aus dem Nichts gelang dem TSVN dann in der 79. Minute die schmeichelhafte Führung, die allerdings aus einem wiederum ansehnlichen Angriff resultierte. Philipp Wenzelburger hatte auf seiner rechten Abwehrseite geklärt und auf Moritz Krasser gepasst. Über Benjamin Frimmel gelangte der Ball zum freistehenden Timo Bezirgianidis und der konnte endlich seine Ladehemmungen ablegen. Noch ein paar Schritte gelaufen, ließ der Torjäger Denizhan Altay keine Chance. Die faire und von Mike Böttigheimer aus Bad Canstatt sicher geleitete Partie hatte in der 81. Minute ihren einzigen Aufreger in punkto Aggressivität. "Mo" Krasser wurde im Mittelkreis ziemlich rüde umgehauen und dann jagte Mertkan Keles dem am Boden liegenden TSV-Spielmacher auch noch den Ball in den Körper. 22 Mann bildeten ein kurzfristiges Rudel, das der Schiri schließlich ohne größere Probleme wieder "entknotete".
Die Entscheidung fiel schließlich in der 88. Minute. Der eingewechselte Tobias Haverkamp flankte von der Eckfahne akkurat nach innen und Matthias Wilhelm setzte die Hereingabe schulmäßig gegen die Laufrichtung des Keepers ins kurze Eck. Wie einfach doch Kopfballtore erzielt werden können, wenn die richtigen Mittel angewandt werden. Zuviel des Guten wäre es gewesen, wenn in der Schlußminute das 4:1 gefallen wäre. Dimitrios Triantafilou wagte jedoch den Schuß, anstatt zwei besser postierte Mitspieler zu suchen. Bei dem Spielstand war's egal, denn der Dreier war ja eingetütet.
Die alljährliche Würmerplage hatte das ansonsten gut bespielbare Geläuf zu einem schwierigen Terrain gemacht, sodass die mehr als mittelmäßige Darbietung einigermaßen entschuldigt werden kann. Bedenklich stimmte aber die Tatsache, dass die mit mehr als einem Bein in der Kreisliga stehenden Gäste aus Oberesslingen und Zell das bessere Team stellten. Gegen den zu starker Form aufgelaufenen FC Donzdorf wird eine solche Leistung kaum ausreichen, um am kommenden Sonntag erfolgreich in die Rückrunde zu starten.
TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Wenzelburger, Ruopp, Stefan Wilhelm, Schneider, Krasser (82. Triantafilou), Frimmel, Sebastian Kurz (52. Bayha), Matthias Wilhelm, Dombrowski (66. Haverkamp), Timo Bezirgianidis.
VfB Oberesslingen/Zell: Altay, Athanassiadis, Jovanovic, Temel (42. Satsu), Giannotti, Altindil, Kuci, Kulak, Leovac, Keles, Breuning (61. Horvat)
Schiedsrichter: Mike Böttigheimer (Bad Canstatt) leitete ohne Fehl und Tadel
Tore: 1:0 (15.) Frimmel, 1:1 (31.) Kuci (Foulelfmeter), 2:1 (79. Bezirgianidis), 3:1 (88.) Matthias Wilhelm
Zuschauer: 70