Auf was für einem Sportplatz ist bloß der gute Olav Sieber gewesen? Der Grötzinger Abteilungsleiter reduzierte das trotz der Bedeutungslosigkeit recht forsche Derby auf eine schlechte Schiedsrichterleistung des jungen Philipp Salver. Ob der Stuttgarter Referee mit Bundesligareferee Jan-Hendrik Salver verwandt ist, ist nicht bekannt, jedenfalls aber sind die im NZ-Bericht genannten angeblichen falschen Pfiffe keinesfalls Fehlentscheidungen gewesen, sondern wurden von Salver richtig gesehen. Die Gastgeber konnten dagegen von Glück reden, dass es nicht schon nach zwei Minuten "Rot" für sie gab und später ein eindeutiger Rückpass keinen Freistoß im Sechzehner nach sich zog.
Wer von den 350 Zuschauern mit einem Kaffeekränzchen angesichts der bereits gefallenen Abstiegsfrage gerechnet hatte, sah sich bald eines Besseren belehrt. Schon nach wenigen Sekunden mußte Torhüter Sascha Friedl im Hechtsprung einen Steilpaß vor Jan Zalder abfangen und im Gegenzug steckte Timo Bezirgianidis dem davoneilenden Manuel Schneider durch. Tomislav Stulic konnte den TSV-Angreifer nur noch mit einer Notbremse kurz vor dem Strafraum aufhalten und Schiri Salver hielt den Zeitpunkt für eine rote Karte wohl noch für zu früh (2.). Den Freistoß des sein Abschiedsspiel liefernden Michael Hiemer fischte danach Fabian Gresser sicher weg. Genau zehn Minuten später war der TSVG-Keeper dann aber geschlagen. Jonas Bayha wurde an der Seitenlinie vor der Grötzinger Auswechselbank klar gefoult. Hier kein Vergehen gesehen haben zu wollen, ist kaum nachvollziehbar. Emre Kilic drehte den Freistoß weit auf den hinteren Pfosten, niemand rechnete da noch mit einer Gefahr fürs Hausherren-Tor, doch Stefan Wilhelm köpfte aus vollem Lauf ins kurze Eck.(12.).
Während die Elf um Jugoslav Lukic sich so gut wie keine Tormöglichkeit herausspielen konnte, brannte es in der 28. Minute erneut im Sechzehner der Aichtaler als Benjamin Frimmel aus günstigster Position den Ball mit Links nicht richtig traf. Nach einer halben Stunde dann die erste Chance für die Gastgeber. Tomislav Stulic zog einen Freistoß nach innen und Jan Zalders Kopfball strich nur hauchdünn über den Balken (31.). Kurz darauf entwischte Tobias Bartels seinen Bewachern, kurvte von rechts in den Strafraum, doch sein Rückpass von der Torauslinie wurde eine Beute des aufmerksamen Fabian Gresser. Die dickste Gelegenheit für den TSV Grötzingen folgte fünf Minuten später (36.). Alexander Murr trat einen seiner gefährlichen Standards aus dem Halbfeld, der Ball sprang am Fünfmeterraum auf und Sascha Friedl konnte nur mit einem mächtigen Satz den Ausgleich verhindern. Kurz vor dem Seitenwechsel nochmals zwei Aufreger auf der anderen Seite. Torhüter Gresser konnte einen eindeutigen Rückpass nur noch mit den Händen vor dem anstürmenden Timo Bezirgianidis aufnehmen, Philipp Salver bewertete diese Szene allerdings zugunsten der Gastgeber (42.). Dann spielte sich Jonas Bayha bis zur Grundlinie durch und legte Benjamin Frimmel auf, der aber verzog und lieferte Manuel Schneider eine unfreiwillige Vorlage. Der wiederum hob erneut nach innen, wo nochmals Frimmel stand und knapp vorbeiköpfte. Angesichts dieser Möglichkeiten von nur einer Torchance im ersten Abschnitt zu berichten, ist schon etwas komisch.
Drei Minuten nach Wiederbeginn kam das Ende für Tobias Bartels, der wiedermal recht unsanft von den Beinen geholt worden war und mit einer Knöchelverletzung raus mußte. Fast eingeschlagen hinter Gresser hätte es nach 56. Minuten, als Emre Kilic' Geschoß abgefälscht nur hauchdünn neben dem Pfosten vorbeiflog. Das 0:2 war damit aber nur um drei Minuten verschoben, denn als Fabian Gresser ausserhalb seines Strafraums Jonas Bayha foulte gab es erneut Freistoß und diese Standards waren an diesem Tag endlich mal eine Waffe. Dominic Ruopp drosch die Kugel mit Vehemenz durch den Abwehrwall flach mitten aufs Tor und Fabian Gresser sah dabei nicht gut aus (59.). Doch auch Timo Spannbauer ließ sich in der 67. Minute nicht lumpen, zog aus 25 Metern ab und Sascha Friedl mußte Schwerstarbeit verrichten. Die Entscheidung fiel dann in der 79. Minute und zwar auf eindeutig reguläre Art und Weise. Benjamin Frimmels Pass erreichte den mindestens einen Meter nicht im Abseits stehenden Dennis Brodbeck und der traf von der Strafraumlinie stramm ins Eck. Im NZ-Bericht wurde einmal Emre Kilic und dann wieder Timo Bezirgianidis als Torschützen angegeben und von denen befand sich Letzterer im passiven Abseits. Da wurde doch einiges durcheinander gebracht.
Die letzte nennenswerte Szene dieses hitzigen Derbys, sechs Grötzinger und ein Neckartailfinger (Frimmel) sahen "Gelb", war gleichzeitig eine kuriose. Alexander Murr stand vor Sascha Friedl und der harte Flachschuß des Grötzingers wurde vom TSVN-Torhüter per Fußbabwehr geklärt. Der Ball prallte so weit ab, dass Dennis Brodbeck sich urplötzlich einer Konterchance gegenüber sah. In letzter Sekunde konnte Jugoslav Lukic dessen Hereingabe vor Timo Bezirgianidis klären (83.). Obwohl wegen der dreiminütigen Behandlung von Tobias Bartels Verletzung durchaus eine Nachspielzeit angesagt gewesen wäre, pfiff Salver angesichts des klaren Spielstandes pünktlich ab und der Dreier wanderte in den Aileswasen. Damit kann der TSVN die Saison auf einem insgesamt akzeptablen 11. Platz abschließen. Bis auf den TSV Köngen befanden sich die Grünweissen mit allen Mannschaften des Oberhauses auf Augenhöhe und eine besseres Ranking wäre durchaus möglich gewesen.
TSV Grötzingen: Gresser, Lukic, Traxler, Stulic, Spannbauer (84. Schneider), Höhn, Johannes (67. Halverscheidt), Murr, Budde, Mezger (74. Kegler), Zalder
TSV Neckartailfingen: Friedl, Hiemer (74. Nagel), Bartels (48. Brodbeck), Matthias Wilhelm (54. Ruopp), Wenzelburger, Stefan Wilhelm, Kilic, Schneider, Bayha, Frimmel, Bezirgianidis
Schiedsrichter: Philipp Salver (Stuttgart) leitete besser als es die Gastgeber gesehen haben wollten
Tore: 0:1 (12.) Stefan Wilhelm, 0:2 (59.) Ruopp, 0:3 (79.) Brodbeck
Zuschauer: 350