Mit einer prächtigen Vorstellung hatte die Elf von Michael Bezirgiannidis vor einer Woche ihre Anhänger geradezu in Entzückung versetzt, um sieben Tage später wieder in genau das Gegenteil zu verfallen. Alberto Guillen saß vereinsamt als einziger Ersatzspieler auf der Bank und wäre nicht Matthias Wilhelm gerade noch rechtzeitig von einer Hochzeitsfeier zurückgekehrt, hätte der Spielleiter gleich in die Startformation rücken müssen. Zudem mußten mit Thomas Knöll und Kevin Klay der Zweiten zwei Spieler abgezwackt werden, obwohl die in Grafenberg um Meisterschaft oder zumindest die Relegation kämpfte.
Doch die Rumpftruppe hätte um ein Haar dem Neu-Landesligisten die Meisterfeier versaut. Dazu allerdings hätten die vier formidablen Chancen in der ersten Stunde genutzt werden müssen. Überhaupt war es erstaunlich, wie sich das Häuflein der zwölf Aufrechten im Eichenbach-Stadion gegen den Titelträger zur Wehr setzte und bis dahin die besseren Möglichkeiten besaß. Hinten ließen Dominic Ruopp, Stefan Wilhelm und Steffen Jehle relativ wenig zu und wenn was durchkam, war der aufmerksame Marcel Finsterbusch zur Stelle. Im Mittelfeld lieferte Jonas Bayha eine überragende Partie ab und zeigte, dass diese Position durchaus eine Option für den seitherigen Linksverteidiger sein könnte.
Mit zunehmender Spieldauer merkte man jedoch, dass einigen der Sprit auszugehen drohte. So mußte der fast ein halbes Jahr verletzte Benjamin Frimmel bis zur 79. Minute durchhalten, ehe er "erlöst" werden konnte. Auch bei Thomas Knöll blinkten die Warnlampen langsam rot, doch der normalerweise in der Zweiten strippenziehende Abteilungsleiter mußte mangels Masse auf der Bank durchhalten. Mehr als ordentlich machte seine Sache Kevin Klay, der sich auf der linken Außenbahn einige Laufduelle mit dem ebenso schnellen Fabian Latzko lieferte.
Thomas Knöll besaß in der 24. Minute die erste dicke Möglichkeit für die Grünweißen. Dominic Ruopp hatte mit dem Kopf einen weiten Freistoß von Philipp Wenzelburger verlängert und Knöll nahm das Flugobjekt freistehend direkt aus der Luft. Aus zehn Metern konnte er den Ball jedoch nicht mehr genügend drücken und so segelte die Volleyabnahme einen Meter über den Balken. Fünf Minuten später mußte FC-Keeper Norman Volber kräftig zupacken, denn Philipp Wenzelburger's Geschoss vom Sechzehnereck drohte am kurzen Pfosten einzuschlagen. Dann sah Benjamin Frimmel den Eislinger Schlussmann zu weit vor seinem Tor und probierte es aus über vierzig Metern. Volber wäre zu spät gekommen, aber die Kugel landete neben dem Kasten.
Abgesehen von der Anfangsphase, als Konstantinos Kostidis (6.) und Joseph Ankrah (7.) an Marcel Finsterbusch scheiterten, brachte der Meister wenig auf den Weg und erst in der 40. Minute wurde es wieder gefährlich für das TSV-Gehäuse. Kostidis' frecher Freistoß fast von der Torauslinie endete jedoch an den Finsterbusch-Fäusten. Kaum hatte der fehlerlos leitende Andreas Ritter aus Esslingen den zweiten Umlauf angepfiffen, kam die Elf aus dem Aileswasen zur nächsten Möglichkeit. Und es war die klarste im ganzen Spiel. Jonas Bayha flankte und Bastian Nagel kam vier Meter vor Volber freistehend zum Kopfball. Mit einer Prachtparade verhinderte der Ex-Frickenhäuser jedoch die TSV-Führung. Ebenso bei der darauf folgenden Ecke, die Matthias Wilhelm gleichfalls mit der Stirn zu schwach platzierte.
Langsam begannen nun die Kräfte des Gastes zu schwinden und in der 53. Minute kam die Vorwarnung durch Jan Knezevic, gegen den zunächst Matthias Wilhelm das Bein dazwischen brachte und Marcel Finsterbusch den Nachschuss reaktionsschnell über die Latte lenkte. Nach knapp einer Stunde war der Bann dann für den Meister und Aufsteiger zur Landesliga gebrochen. Marius Nigl nahm einen 50-Meter-Schlag von Nicolas Schreiber gekonnt mit der Brust an und zog aus 18 Metern sofort trocken ab. Das flache Geschoss zischte auf dem nassen Rasen unhaltbar in die untere Ecke. Damit war die Partie eigentlich gelaufen, denn die Moral des TSV schien sichtbar gebrochen. Moritz Gutmann nagelte einen Freistoß an den Außenpfosten (62.) und schnippelte aus halbrechter Position hauchdünn am langen Pfosten vorbei (64.). Aus identischer Positon machte es Gutmann in der 83. Minute besser und sein gekonnter Schlenzer schlug halbhoch hinten ein.
Zuvor allerdings hätte Benjamin Frimmel mit etwas Glück fastgar einen Freistoß von Steffen Jehle zum 1:1 einköpfen können (68.) und der eingewechselte Marco Frank hatte mit seinem ersten Ballkontakt bereits für das 2:0 gesorgt (75.). Dessen Flachschuss aus zwanzig Metern war wie alle drei Eislinger Treffer sehenswert. Die sechs mitgereisten TSV-Fans, der Großteil war mit der Zweiten nach Grafenberg gefahren, hatten angesichts des Aufgebots ihrer Mannschaft ein Debakel befürchtet, doch die Truppe zog sich erstaunlich gut aus der Affäre und verlangte dem FC Eislingen, dem wir zur Meisterschaft gratulieren, alles ab.
Mittlerweile hat Spielleiter Alberto Guillen die Kaderplanung für die neue Saison abgeschlossen. Über die jetzt acht Zugänge sowie das neue Trainerteam um Georgios Karatailidis haben wir schon kurz berichtet, werden diese aber vor dem Trainingsauftakt am 3.7. natürlich nochmals näher vorstellen. Der TSV schließt nun die Runde mit einem etwas unbefriedigendem 8. Platz ab, weil die ganz starke erste Halbserie doch Anlass zu größerem Optimismus gegeben hatte und vor allem das letzte Heimspiel gegen die starke SGM T/T Göppingen zeigte, was nach oben möglich gewesen wäre.
FC Eislingen: Volber (71. Junker), Schreiber, Dangelmayer, Knezevic, Nigl (71. Frank), Bilitsch, Latzko, Thon (59. Gutmann), Krämer, Ankrah, Kostidis (59. Söll)
TSV Neckartailfingen: Finsterbusch, Ruopp, Stefan Wilhelm, Klay, Bayha, Knöll, Frimmel (79. Guillen), Jehle, Matthias Wilhelm, Nagel, Wenzelburger
Schiedsrichter: Andreas Ritter (Esslingen) leitete fehlerlos
Zuschauer: 120
Tore: 1:0 (59.) Nigl, 2:0 (75.) Frank, 3:0 (83.) Gutmann