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Montag, 13 Oktober 2014 07:29

TSV Neckartailfingen I - TSVW Esslingen I 2:3

Schockstarre im Aileswasen. Auf schier unglaubliche Art und Weise verscherbelte der Tabellenführer drei Punkte gegen den Vorletzten...

Ein Gästespieler nachher an der Theke: "Wir waren in der Halbzeit fix und fertig". Daß die Kicker aus Esslingen nicht die weiße Fahne zur Aufgabe aus dem Kabinenfenster henkten, war alles. Anders dagegen müssen die Pausengespräche bei den Grünweißen verlaufen sein, wenn die lautstarken Vorwürfe eines TSV-Akteures unmittelbar nach Schlußpfiff zutreffen. Sollte da tatsächlich der eine oder andere darüber schwadroniert haben, wie hoch denn nun der Abstiegskandidat abgeschossen werden würde, so war dies höchst kontraproduktiv. Dem Auftritt in der zweiten Hälfe nach zu urteilen, würde eine derartige Einstellung indes genau ins Bild passen.

Der Katzenjammer, vor dem so eindringlich gewarnt wurde, ist nun da. Dieser fühlt sich jedoch nicht so an, als wenn man nur ein paar Bier zu viel getrunken hätte. Vielmehr hat man das Gefühl, nach zwei Flaschen Schnaps aus dem Koma erwacht zu sein. Etwas Gutes hat jedoch auch diese hoffentlich lehrreiche Niederlage für sich: Der TSV ist die Bürde der Tabellenführung erstmal los, sodaß die bei manchem schon ins Kraut schießenden Überschwenglichkeiten wieder den Realtitäten gewichen sein dürften. 

Obgleich der TSV Neckartailfingen von Anfang an die dominierende und klar bessere Mannschaft stellte, war die Partie weit weg vom Niveau und Tempo der letzten Galaauftritte. Schon in der 1. Minute war der von der TSVW-Abwehr nie in den Griff zu kriegende Sven Römer auf dem Weg in Richtung Bastian Krenz, verpasste aber den richtigen Zeitpunkt zum Querpass auf den mitgelaufenen Timo Bezirgianidis. Der wäre wenig später wieder blank da gestanden, doch Christian Claß brachte die Zehenspitze in das versuchte Zuspiel von Moritz Krasser (9.). Nur einmal waren die Gäste gefährlich, als Benjamin Kober einen Freistoß nach innen brachte, Matthias Wilhelm abfälschte und Timo Hasenohr alles aufbieten mußte, um über den Balken lenken zu können.

Nach einer halben Stunde deutete sich an, dass der Neckartailfinger Führungstreffer nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Benjamin Frimmel köpfte aus acht Metern drüber (29.) und Sven Römers Rückpass traf Moritz Krasser in bester Position nicht richtig (31.). Krasser machte dies jedoch umgehend wieder wett, lupfte über die Abwehr hinweg zentimetergenau auf Sven Römer und der schloß mit einem Schuß ins untere Eck zum 1:0 ab (33.). Nachdem Jonas Bayhas Flachschuß im Anschluß an eine Ecke noch knapp vorbeizischte, war es wieder der pfeilschnelle Sven Römer, der zum 2:0 traf. Benjamin Frimmels Zuspiel jagte Römer in Richtung Tordach, Bastian Krenz konnte noch an die Latte lenken, doch dem Abpraller gab der retten wollende Murat Yildirim den Rest.

Eine entspannte zweite Halbzeit war angesagt, denn was sollte gegen die schwachen Wäldenbronner eigentlich da noch schiefgehen. Solcherlei Gedanken können sich die Zuschauer machen, aber nicht die, die auf dem Feld noch 45 Minuten vor sich haben. Doch das Unheil sollte seinen Lauf nehmen. In der 48. Minute steuerte der beträchtlich im Abseits stehende Ozan Topcu plötzlich alleine auf Timo Hasenohr zu und schon stand es nur noch 1:2. Niemand im Aileswasen dachte da noch an Böses und so monierte auch keiner die Richtigkeit des Gegentreffers. Kaum drei Minuten später hätte der alte Torabstand wieder hergestellt sein können, ja müssen. Timo Bezirgianidis lief von der Mittellinie alleine aufs TSVW-Gehäuse zu, kam immer mehr vom Weg ab und verhaspelte dann den Querpass auf den nur noch einschieben zu brauchenden Sven Römer.

Weitere 120 Sekunden danach setzte Dominic Ruopps Kopfstoß nach Ecke von Emre Kilic so heftig auf, dass er über den Balken sprang. Dies war Pech, doch irgendwie fehlte dem Kapitän an diesem Tag die Sicherheit. Und dies sollte sich in der 56. Minute fatal auswirken. Auf dem tiefen und schon etwas ramponierten Geläuf mißlang dem Spielführer ein unnötiger Rückpass auf seinen Keeper. Der schlitzohrige Dejan Pantelic ging dazwischen und wurde von Ruopp im Sechzehner gefoult. Hans Wolf zeigte sofort und zu Recht auf den Punkt und der Abwehrspieler hatte Glück, dass der hochsympathisch auftretende Ex-Bundesliga-Referee nicht auch noch die rote Karte zückte. Benjamin Kober verwandelte sicher zum 2:2 und löste damit vollends Alarm im Aileswasen aus.

Die Unmutswogen hätten jedoch umgehend wieder geglättet werden können, wenn Timo Bezirgianidis Jonas Bayhas Klassepass verwertet hätte. Der Torjäger, in Nellingen noch der Matchwinner, hatte an diesem Tag aber scheinbar die Kretze an den Füssen. Aus nächster Nähe ballerte der TSV-Sturmführer Bastian Krenz die Kugel zwischen die Beine, die dann neben den Pfosten flipperte. Nicht genug damit. In der 62. Minute gelangte ein erneutes Bayha-Zuspiel wieder zu Timo Bezirgianidis und diesmal boxte Krenz dessen Schuß aus fünf Metern mit den Fäusten zur Ecke. Nun kam einfach alles zusammen, denn Hans Wolf meinte es nach 67 Minuten wieder nicht gut mit den Grünhemden. Dem Treffer, den er Sven Römer just da wegnahm, war wohl kein Abseits vorausgegangen. Ein Videobeweis kann allerdings nicht geführt werden.

Als der eingewechselte Bastian Nagel einen Kopfball von Dejan Patelic auf der Linie klärte (73.) und Timo Hasenohr einen überraschenden Freistoß von Pascal Kober aus 60 (!) Metern gerade noch an die Latte lenken konnte (84.), mußte man froh sein, wenigstens einen Zähler im Aileswasen behalten zu können. In der 90. Minute hätten es jedoch wieder deren drei sein können. Wieder aber beurteilte Hans Wolf eine Szene zu Ungunsten der Hausherren. Timo Bezirgianidis war hörbar an der Grundlinie gelegt worden, der Elfmeterpfiff blieb aus und es kam zum Supergau. Mit dem Unentschieden natürlich nicht einverstanden, stürmte der Spitzenreiter vollends ins Verderben. So wollte Philipp Wenzelburger den Ball an der Seitenlinie aus Zeitgründen nicht einfach ins Aus befördern, sondern versuchte einen weiteren Rückpass zu Timo Hasenohr. Der ging aber genauso gründlich daneben, wie jener seines Kapitäns eine halbe Stunde zuvor.

Wieder war es Pantelic, der den Braten roch und nachsetzte. Niemand war mehr da, um den Sturmlauf des Wäldenbronners zu stoppen, Pantelic legte uneigennützig quer und der mitgelaufene Murat Yilidirim brauchte nur noch einzuschieben. Hans Wolf ließ erst gar nicht mehr anstoßen und das kleine Häuflein Esslinger vollführte Freudentänze. Ein unglaublich verlaufenes Fußballspiel hatte für den TSV Neckartailfingen ein bitteres Ende gefunden. Dafür waren viele Faktoren verantwortlich. Einer davon war die Auswechslung des in den letzten Wochen überragenden Steffen Jehle, der sich anscheinend nicht wohl fühlte und selbst runter wollte.

Es war ja nicht so, dass der Gegner von Anfang an auf die leichte Schulter genommen worden war. Vielmehr geriet man nach dem irregulären Anschlußtreffer der Esslinger plötzlich in ein Fahrwasser, aus dem man sich nicht mehr raus retten konnte. Dem bislang so treffsicheren Timo Bezirgianidis wollte einfach sein Tor nicht gelingen und die beiden verdaddelten Rückpässe passieren eigentlich nur in solch einem Spiel. Dazu hätten drei wichtige Schirientscheidungen durchaus auch anders ausfallen könnnen, ohne aber Hans Wolf dafür einen Vorwurf machen zu wollen. Nach der ersten Saisonniederlage gegen den TSV RSK Esslingen hat die Mannschaft Reaktion gezeigt und in Neuhausen gewonnen. Mal sehen, ob das nun in Faurndau wieder so sein wird.

TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Ruopp, Stefan Wilhelm, Bayha, Krasser (81. Dombrowski), Frimmel, Jehle (47. Wenzelburger), Matthias Wilhelm (66. Nagel), Römer, Timo Bezirgianidis, Kilic.

TSV Wäldenbronn-Esslingen: Krenz, Schlittenhardt, Pascal Kober, Jooß, Weiß (44. Rathgeb), Milek (34. Yildirim), Maier (65. Fohmann), Benjamin Kober, Pantelic, Claß, Topcu

Schiedsrichter: Hans Wolf (Ostfildern)

Tore: 1:0 (33.) Römer, 2:0 (36.) Römer, 2:1 (48.) Topcu, 2:2 (56./Foulelfmeter) Benjamin Kober, 2:3 (90.+2) Yildirim

Zuschauer: 120                   

       

   

Gelesen 1866 mal Letzte Änderung am Montag, 13 Oktober 2014 12:38
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