Hätte Sven Römer seinen Alleingang in der 78. Minute erfolgreich abgeschlossen, stünden die Grünweißen gar ganz oben. Der Ex-Köngener traf aber nicht und "verhinderte" so die erste Tabellenführung. Spötter werden sagen: "Zum Glück", denn der erste Spitzenreiter in der letzten Saison hieß TSV Grötzingen! Mit den Aichtälern ist die Mannschaft aus dem Aileswasen nun allerdings gar nicht vergleichbar, weil selbst diese Durchschnittsleistung zum souveränen Dreier reichte.
Zunächst mußte Michael Bezirgiannidis den Ausfall seines Kapitäns Dominic Ruopp verkraften, den eine hartnäckige Sehnenreizung an der Fußsohle plagt. Zudem fehlten Tobias Haverkamp, dessen Bänder "nur" angerissen sind, sowie die Urlauber Dombrowski, Triantafilou und Wenzelburger. Der Coach machte aus der Not eine Tugend, stellte Steffen Jehle neben Stefan Wilhelm in die Zentrale der Abwehr und ließ Nachwuchsmann Tom Resl außen verteidigen. Vorne weg: vor allem Jehle zeigte eine fehlerlose Vorstellung und verlor keinen einzigen Zweikampf.
Die Hausherren begannen stark und Benjamin Frimmels 20-Meter-Geschoß strich zehn Zentimeter über den Balken (3.). Zwei Minuten später machte es ihm der lauffreudige Sven Römer nach, doch auch dieser "Strich" verfehlte knapp. Nach acht Minuten stand es eigentlich 1:0, nachdem erneut Römer eine Flanke von Bastian Nagel eingeköpft hatte. Der Ball befand sich nämlich gut und gerne einen halben Meter hinter der Linie, als ihn Steffen Ertinger wegschlug. Schiri Daniel Mössinger stand ungünstig und sah dies nicht. Danach gab es im Spiel der Gastgeber einen leichten Knacks und der Neuling aus Rechberghausen kam zu einer seiner ganz wenigen gefährlichen Szenen. Valerio Lucania zögerte im Strafraum aber zu lange.
Zwei formitable Situationen folgten für Emre Kilic (15.) und Timo Bezirgianidis (29.). Beide steuerten jeweils auf der Grundlinie in den Sechzehner und beidesmal landeten die Rückpässe im Leeren. Für die brenzligste Szene des FCR sorgte in der 36. Minute Manuel Tamas, dessen Kopfball nach einem Eckball nur mit vereinten Kräften von der Linie geholt werden konnte. Kurz vor dem Pausenpfiff dann nochmals die Möglichkeit für den TSV zur Führung. Sven Römer hatte den schlaksigen Ertinger düpiert und an der Strafraumlinie für Benny Frimmel aufgelegt. Dessen Schußversuch wurde jedoch erfolgreich abgeblockt.
So langsam hatte sich der Sennerpokalsieger den Gegner aber zurecht gestellt und schoß ihn dann innerhalb von elf Minuten ab. Frimmel, Römer, Krasser hieß die Kombinationskette in der 52. Minute. Letzterer legte quer und Bastian Nagel setzte seinen überlegten Schrägschuß ins lange Eck. Der sich streckende Thomas Dannecker berührte zwar die Kugel noch, konnte den Einschlag jedoch nicht mehr verhindern. 90 Sekunden später war dann der Käs gegessen. Und wie. Timo Bezirgianidis nahm aus zwanzig Metern Maß und schlenzte sehenswert in die hintere Dreiangel. Auch da war Danneckers Flugeinlage für die Katz. Bevor das 3:0 fiel, gab es ein regelrechtes Scheinbenschießen.
Zunächst rettete wieder Ertinger gegen Bezirgianidis auf der Linie und im Strafraum der Gäste herrschte heilloses Durcheinander, ehe der FC-Keeper Moritz Krassers Flachschuß mit einer Glanzparade um den Pfosten bog. Den fälligen Eckball zog Manuel Schneider nach innen, wo am langen Pfosten Stefan Wilhelm quer köpfte und Benjamin Frimmel per Flugkopfball unters Tordach erfolgreich war (63.). Der immer wieder Spurts anziehende Sven Römer war dann in besagter 78. Minute mit einem erneuten Sprint allein in Richtung Dannecker unterwegs, als ihn die Kräfte verließen und er das eigentlich sichere 4:0 verpasste. Die letzte Gelegenheit, das Ergebnis auf Tabellenführung zu stellen, hatte in der 90. Minute Timo Bezirgianidis, der eine scharfe Hereingabe von Manuel Schneider mit einem ebenso druckvollen Kopfstoß knapp neben den Pfosten setzte.
Daß dieser Sieg gegen einen insgesamt harmlosen Aufsteiger nicht überbewertet werden darf, wissen wohl alle Protagonisten im Aileswasen. Schon die nächste Aufgabe bei einem weiteren Neuling in Kuchen wird sicherlich eine verzwicktere werden. Der FTSV dürfte erheblich kampfkräftiger sein als sein Aufstiegskollege aus der A/3, was schon das 3:3 nach 0:3 in Neuhausen beweist.
TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Resl, Stefan Wilhelm (70. Jaissle), Bayha, Krasser, Frimmel, Jehle, Nagel (55. Schneider), Römer, Timo Bezirgianidis, Kilic (70. Matthias Wilhelm)
1. FC Rechberghausen: Dannecker, Höfer, Bantle, Ertinger, Bilitsch, Kächelin (46. Demir), Lucania (61. Handschuh), Kuttler, Tamas, Öchsle, Maier
Schiedsrichter: Daniel Mössinger (Möglingen) leitete unauffällig
Tore: 1:0 (52.) Nagel, 2:0 (54.) Bezirgianidis, 3:0 (63.) Frimmel
Zuschauer: 140