...und siegte nach 94 hektischen, spannenden und gutklassigen Minuten auf den Fildern mit 1:0. Schade nur, dass lediglich 40 Zuschauer, davon über die Hälfte aus dem Neckartal, dieses Derby bei fast schon eisigen Temperaturen erlebten. Doch diese Kulisse genügte, um die gewohnt giftige Atmosphäre herzustellen. Da konnte man im Lager der Gäste froh sein, dass die Partie im weiträumigen Stadion stattfand, denn auf dem engeren Trainingsplatz hätte es wahrscheinlich noch mehr gebrodelt. Wermutstropfen: Jonas Bayha sah nach einer unbedachten Äusserung in der 88. Minute die rote Karte. Allerdings hätte es die auch für den diesmal blassen Antonino Singh wegen einer Tätlichkeit geben müssen.
Der TSV Neckartailfingen erwischte einen Traumstart, denn schon in der 2. Minute gingen die Mannen von Michael Bezirgiannidis in Führung. Ein klasse Spielzug war's und als Moritz Krasser im Strafraum einen Kurzpass für Bastian Nagel durchsteckte, hätte man bei einem Götze von Weltklasse gesprochen. Basti Nagel jedenfalls steuerte von halblinks auf Keeper Andreas Temeschinko zu und ließ diesem mit einem Schlenzer ins lange Eck keine Chance. Niemand ahnte in diesem Augenblick, dass dieser Treffer schon das Siegtor sein sollte. Der folgende Spielverlauf hätte dann durchaus ein auch ganz anderes Resultat ergeben können, denn beide Teams gingen hohes Tempo und Aufregungen gab es danach zu Hauf. Arton Rexhaj aus Reutlingen hatte in der nicht einfach zu leitenden Auseinandersetzung jedenfalls Schwerstarbeit zu verrichten.
In der 14. Minute standen die Hausherren vor dem Ausgleich, als der völlig frei stehende Chris Hummel übersehen wurde, Timo Hasenohr mit einer Glanztat den Einschlag jedoch verhinderte. Im Gegenzug unterlief Moritz Krasser am Elfmeterpunkt ein gänzlich ungewohnter Stockfehler und so verpuffte die starke Vorarbeit von Tobias Haverkamp. Eine ganz heikle Situation dann in der 18. Minute. Torhüter Hasenohr nahm einen Rückpass auf, der wohl vom Schiri als solcher gedeutet werden konnte. Aus acht Metern hämmerte Antonino Singh den Freistoß in den grünen Elf-Mann-Abwehrwall auf der Linie. Mit dem "falschen" rechten Fuss jagte Jonas Bayha wenig später einen Weitschuß denkbar knapp am FV-Kasten vorbei und eine Minute später (23.) reklamierten die Gäste heftig Handelfmeter. Bastian Nagel zog ab, ein Neuhäuser Abwehrmann machte sich breit und wehrte den gefährlich gewordenen Schuss mit der Hand zur Ecke ab.
Ganz brisant für die Aileswasen-Elf wurde es immer, wenn Jürgen Schneider aus dem Halbfeld seine Freistöße in den Sechzehner brachte. So auch in den Minuten 32 und 38. Der lange Innenverteidiger Dieter Schaller köpfte einmal knapp vorbei und traf dann, ebenfalls per Kopf, nur die Latte. Glück hatten die Grünhemden zwei Minuten vor dem Pausenpfiff, als Schiri Rexhaj Fingerspitzengefühl bewies und gegen Benjamin Frimmel nach dessen unglücklichem, aber durchaus gelbwürdigen Foul die zweite Gelbe stecken ließ und somit den personellen Gleichstand bewahrte. Die letzte Möglichkeit im ersten Umlauf besaß Manuel Schneider, doch der bemerkte nicht, dass er Platz und Zeit genug hatte, seinen starken linken Fuß einsetzen zu können. Er zog mit Rechts aus 18 Metern sofort ab und verfehlte den Temeschinko-Kasten deutlich.
Obwohl sich im zweiten Durchgang erst kurz vor dem Ende wieder klare Torchancen ergaben, war dieser Spielabschnitt nie langweilig. Im Gegenteil. Beide Mannschaften taten alles dafür, dem Match echten Derbycharakter zu verleihen. Wie immer in solchen Spielen wurde es dann am Schluß hektisch. In der 88. Minute wurde Jonas Bayha's Kleidung einer strammen Textilprobe unterzogen und weil Rexhaj dies anders sah, folgte die rote Karte. "Der zieht mir die Hose runter, mach deine Augen doch mal auf", war die Bayha-Version des verbalen Ausrutschers. Der Unparteiische meinte "blöde Augen" gehört zu haben, was dann natürlich den Platzverweis gerechtfertigt hätte. Der genervte, weil fast völlig aus dem Spiel genommene Antonino Singh ließ sich zu einer Tätlichkeit hinreisen und führte mit Timo Hasenohr einen wortreichen Kleinkrieg. Da der Reutlinger Referee den Aussetzer des Torjägers nicht sah, brauchte der Bayha nicht in die Kabine zu begleiten.
In der 89. Minute stockte den TSV-Fans der Atem, denn der eingewechselte Thomas Beck zog aus dem Hinterhalt fulminant ab und Timo Hasenohr lenkte das Geschoß mit einer Großtat über den Balken. Sechzig Sekunden später hatte Bastian Nagel bei einem Konter die Entscheidung auf dem Fuß, aber sein Schrägschuß strich am langen Pfosten vorbei. Es reichte trotzdem zum eminent wichtigen Dreier, obwohl endlos wirkende vier Minuten nachgespielt werden mußten. Mit ein Grund dafür war die bombensichere Defensive und wenngleich neben Timo Hasenohr, eigentlich sowohl Matthias Wilhelm, als auch Dominic Ruopp und Jonas Bayha fast fehlerlos spielten, so muß doch Steffen Jehle besonders erwähnt werden. Der Neuzugang aus Rübgarten agierte bockstark und ist schon jetzt aus der Abwehr kaum mehr wegzudenken.
FV Neuhausen: Temeschinko, Gruber (76. Beck), Lexa (73. Nickels), Schneider, Hummel (73. Ruis), Mozer, Marcelles, Singh, Gehring, Drücker, Schaller.
TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Haverkamp, Ruopp, Schneider, Bayha, Krasser (85. Triantafilou), Frimmel (64. Wenzelburger), Jehle, Matthias Wilhelm, Nagel, Dombrowski (66. Timo Bezirgianidis)
Schiedsrichter: Arton Rexhaj (Reutlingen): Hatte Schwerstarbeit zu verrichten und löste diese gut
Tor: 0:1 (2.) Nagel
Zuschauer: 40
Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Bayha wegen Schiedsrichterbeleidigung