Manche werden aus Schaden klug, aber nicht der TSV. Keinesfalls zum ersten Mal nämlich kassierten die Grünweissen am Ende einen Gegentreffer aus einem Standard, der leicht zu verhindern gewesen wäre. Nicht nur bei einem so gefährlichen Schützen wie Albert Sajinovic postiert man einen Spieler auf der Torlinie, denn ein Freistoß kurz vor der Strafraumlinie wird immer aufs Tor gebracht, da interessiert kein mögliches Abseits mehr. Der TSV tat es nicht, der TV-Torjäger schlenzte und der ganz starke Timo Hasenohr war machtlos. Mit der "Zunge" hätte dieser Heber unschädlich gemacht werden können. Dass der Freistoß ziemlich fragwürdig war, kam zum ganzen Ärger noch hinzu und löste nach dem Abpfiff kurze Tumulte auf den Rängen aus.
Davor gab es aber noch 89 Spielminuten, die sich im ersten Umlauf ausgeglichen gestalteten und nach dem Wechsel Vorteile für den TSV brachten. Eine gefährliche Ecke von Jonas Bayha beschwor erste ernsthafte Gefahr für Tim Köpers Kasten hervor (4.). Die stark startenden Gastgeber standen sechzig Sekunden später vor der Führung, als Bastian Nagel die gefährliche Hereingabe von Tobias Bartels volley übers Gebälk jagte. Und dennoch gerieten die Hausherren wie schon in den meisten letzten Spielen erneut in Rückstand. Dominic Ruopp köpfte viel zu lasch zurück, Ingo Franz ging dazwischen und wurde von Timo Hasenohr gefoult. Albert Sajinovic verwandelte den berechtigten Elfer sicher (7.).
Nach 27 Minuten verhinderte Tim Köper mit einer Glanztat gegen Moritz Krasser den Ausgleich und Timo Hasenohr lenkte einen Kopfball von Michael Rossipal ebenso spektakulär über die Latte (40.). Kurz zuvor war der nachsetzende Timo Bezirgianidis umgerissen worden, ohne dass dies Bernhard Braunbach geahndet hätte. Doch der TSV-Torjäger "rächte" sich schon in der ersten Aktion nach dem Seitenwechsel. Ein versuchter Pass wurde zur Bogenlampe abgefälscht, Bezirgianidis reagierte am schnellsten und spitzelte per Tackling den Aufsetzer an Köper vorbei ins Netz.
Ab dato war der TSV die gefährlicher agierende Mannschaft. In der 55. Minute wäre dies fast belohnt worden, als Jonas Bayha einen Klasseangriff mit einer präziesen, flachen Hereingabe abschloss. Emre Kilic spritzte in die Flanke und setzte sie knapp über den Balken. Drei Zeigerumdrehungen später entstand im TV-Fünfer ein sekundenlanges Getümmel, bei dem Moritz Krasser dreimal an Köper scheiterte und Frimmels letzter Versuch von einem Abwehrbein zur Ecke gelenkt wurde. So gings weiter und Tim Köper mußte eine weitere Glanztat auspacken. Der Nellinger Schlußmann fischte einen Kilic-Freistoß aus dem Winkel (61.). Gefahr drohte dagegen dem TSV vorwiegend aus gefährlichen Standards von Michael Breckner (68./73.).
Für den Spitzenreiter wurde es in der an Dramatik kaum zu überbietenden Schlußphase immer enger, vor allem als wiederum Emre Kilic einen Freistoß nach innen brachte und Deniz Özdemirli nur hauchdünn am eigenen Pfosten vorbeilenkte. Dass Tim Köper einer der besten Ligatorhüter ist, zeigte er in der 84. Minute. Emre Kilic hatte den auf der anderen Seite freien Jonas Bayha gesehen, der jedoch wieder am TV-Keeper verzweifelte. Ab der 88. Minute überschlugen sich die Ereignisse vollends. Nach einem Bartels-Solo und erneutem Tohuwabohu vor Köper, passte Florian Dombrowski von der Torauslinie zurück und mit dem Rücken zum Tor stehend, beförderte Timo Bezirgianidis die Kugel aus drei Metern per Hacke über die Linie. Ein Tor des Monats wars und der Aileswasen stand Kopf. Bis zur verhängnisvollen 90. Minute, als der etwas selbstherrliche Schiedsrichter Braunbach eine Kopfballabwehr von Stefan Wilhelm als Foul sah und Sajinovic zum 2:2 traf.
TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Matthias Wilhelm (71. Wenzelburger), Stefan Wilhelm, Ruopp, Bayha, Bartels, Krasser, Frimmel, Nagel (63. Dombrowski), Timo Bezirgianidis (89. Triantafilou), Kilic
TV Nellingen: Köper, Breckner (83. Reiser), Smajli (89. Metin), Schmiedeknecht, Egger, Hafner, Sajinovic, Weitz (68. Özdemirli), Rossipal, Caggiano, Franz.
Schiedsrichter: Bernhard Braunbach (Vaihingen/E.) stand unter Beobachtung, verursachte schon vor dem Spiel Aufregung und war kein Heimschiedsrichter
Tore: 0:1 (7.) Sajinovic (FE), 1:1 (46.) Bezirgianidis, 2:1 (88.) Bezirgianidis, 2:2 (90.) Sajinovic
Zuschauer: 110