Ein eigentlich in allen Belangen unterlegener Gegner, der nur von den Aktionen seiner beiden überragenden Offensivkräfte Manuel Tamas und Nico Kuttler lebte, trotzte den grünweißen Kickern ein Unentschieden ab. Es war eine zuschauerfreundliche Partie, die Chancen auf beiden Seiten in Hülle und Fülle bot. Dabei entstanden diese aber viel zu oft durch Fehlpässe und Unzulänglichkeiten des Gegners. Auf dem guten Kunstrasenfeld verkomplizierten wieder mal ein paar Grünhemden das Fußballspiel und waren nur dann gefährlich, wenn einfache und klare Bälle gespielt wurden.

Der Führungstreffer des Gastes aus dem Aileswasen fiel nach rekordverdächtigen zwanzig Sekunden und wurde ihm auf dem silbernen Tablett geliefert. Der rechte Außenverteidiger Manuel Torres legte seinem Torhüter Daniel Tamas den Ball so ungeschickt zurück, dass der in seiner Panik dem nachgerückten Timo Bezirgianidis das Spielobjekt in die Füsse spielte und der gar nicht anders konnte, als einzuschieben. Fast hätte Bezirgianids schon eine Minute später das 2.0 folgen lassen, doch sein strammer Flachschuss aus siebzehn Metern zischte knapp am Pfosten vorbei. Es ging gerade so weiter, denn wiederum nur wenig später (6.), hätte ein Freistoß von Manuel Schneider nach Foul an Emre Kilic fastgar sein Ziel erreicht (6.).

Anstatt die völlig verunsicherten Hausherren weiterhin unter Druck zu setzen, schlich sich dann aber immer mehr eine Jo-Jo-Mentalität ein, die den FCR zusehends aufbaute. Ein abgefälschter Kuttler-Schuß von der Seite war dafür erstes Indiz. Marcel Finsterbusch hatte jedoch aufgepasst. Dann versuchte es Manuel Tamas per Freistoß aus 35 Metern und damit sind die beiden Hauptprotagonisten der Gastgeber auch schon benannt. Und dieses Duo sorgte nicht umsonst für den Ausgleich. Kuttler flankte, Finsterbusch kam lediglich mit den Fingerspitzen an die hohe Hereingabe und Tamas brauchte aus zwei Metern nur noch einzudrücken (16.). Dermaßen aufgeschreckt, machten die Schützlinge von Michael Bezirgianidis wieder Ernst. Emre Kilic donnerte die Kugel aus 25 Metern an den Balken und Robin Plachy kam nach einer Flanke von Manuel Schneider gegen Torhüter Tamas ganz knapp zu spät.

Initiator zur erneuten Neckartailfinger Führung war in der 24. Minute Manuel Schneider. Er bediente Bastian Nagel, der aus 16 Metern ins Dreieck traf. Und wieder setzte der TSV nicht energisch genug nach und Marcel Finsterbusch mußte gegen Manuel Tamas am Sechzehner per Faust retten (27.). Kurz darauf stand Tamas gleich drei Meter im Abseits, passte quer auf den Elfemterpunkt und es benötigte Jonas Bayhas energisches Tackling, um gegen Kuttler klären zu können. Mittlerweile kam es zu Chancen auf beiden Seiten im Minutentakt. So brauchte es in der 41. Minute einer Glanzparade von Daniel Tamas gegen einen fulminanten Freistoß von Dominic Ruopp und im direkten Gegenzug prüfte Nico Kuttler die Stabilität des Lattenkreuzes. Dennoch hätte der TSV mit einem 3:1-Vorsprung in die Kabine gehen müssen. Weil es Matthias Wilhelm aber mit Gewalt aus bester Position versuchte, anstatt kontrolliert einzulochen, rauschte die Kugel über die Latte.

Das Chancenaufkommen sollte sich im zweiten Umlauf noch vervielfachen und die Neckartäler wollten einfach den Sack nicht zumachen. 48. Minute: Nach Kilic-Solo wird Bayha-Hereingabe geradenoch zur Ecke geklärt. 49. Minute: Dominic Ruopp köpft einen Freistoß von Manuel Schneider hauchzart drüber. 55. Minute: Manuel Tamas kommt vor Finsterbusch an einen langen Pass und spitzelt knapp daneben. 59. Minute: Dominic Ruopp rettet per Kopf auf der Torlinie. 64. Minute: Robin Plachy geht auf links mit einem Zuspiel von Jonas Bayha auf und davon und schlenzt unglücklich an der Dreiangel vorbei. 66. Minute: Moritz Krasser zieht ab und hätte getroffen, wenn Michael Torres' Bein nicht im Wege gewesen wäre.

Mehr als ärgerlich dann der Rechberghäuser Ausgleichstreffer in der 68. Minute. Nico Kuttler erreicht ein Befreiungsschlag, Philipp Wenzelburger versucht ihn auf der rechten Abwehrseite zu brav zu stoppen, was Emre Kilic anders macht - allerdings im Sechzehner. Kuttler stolperte und erhielt den vertretbaren Elfmeter, den der Torjäger höchstpersönlich sicher verwandelte. Wenn es ganz dumm gelaufen wäre, wäre der TSVN in der 73. Minute sogar in Rückstand geraten, denn Tamas mächtiger Flachschuss krachte nur an den Pfosten. Zwei Zeiderumdrehung später brannte es aber schon wieder vor Daniel Tamas. Jonas Bayha schloss sein Solo mit einem Querpass auf Bastian Nagel ab, der mittels Pressschlag sechs Meter vor dem Tor aufgehalten wurde. In der 79. Minute sah Moritz Krasser den FC-Keeper zu weit vor seinem Gehäuse und verfehlte mit seinem Heber nur um Zentimeter das 3:2. 

Während Nico Kuttler in der 87. Minute mit ebenfalls einem Lupfer aus fünf Metern nur das Tordach traf und damit die letzte Möglichkeit für die Gastgeber vergab, ärgerten den TSV schließlich zwei Schirientscheidungen. Beidesmal wurde Moritz Krasser (84./90.) genau auf der Strafraumlinie gelegt und Pascal Lacmann entschied jeweils nur auf Freistoss. Allerdings waren die Positionen derart günstig, dass auch daraus durchaus hätte Kapital geschlagen werden können. Wie so oft in dieser Saison wurden die Standards jedoch mangelhaft bis ungenügend ausgeführt und so blieb es beim zwar gerechten, aber völlig unbefriedigenden Unentschieden. Das Remis hatte denn auch den Absturz auf Rang acht zur Folge.

Das Zweimannteam FC Rechberghausen würde ohne ihre Führungskräfte Tamas und Kuttler in der Bezirksliga wohl auf verlorenem Posten stehen. Dass diese Mannschaft nicht in die Knie gezwungen werden konnte, zeigte wiedereinmal die Schwächen der TSV-Elf gegen Hinterbänkler klar und deutlich auf. Anstatt die spieltechnische Überlegenheit konsequent zu nutzen, vergeht man sich zu oft in brotloser Kunst und macht unterlegene Gegner heiß. Mal sehen, ob sich dies auch gegen den nächsten Abstiegskandidaten VfB Reichenbach fortsetzt.                   

1. FC Rechberghausen: Daniel Tamas, Torres, Gerent, Ertinger, Bilitsch, Bantle, Netzer (46. Heitzler, 79. Zeller), Lucania (89. Stölzle), Kuttler, Manuel Tamas, Pertosa

TSV Neckartailfingen: Finsterbusch, Ruopp, Stefan Wilhelm (59. Jehle), Schneider (59. Krasser), Bayha, Matthias Wilhelm, Nagel, Plachy, Timo Bezirgianidis, Wenzelburger, Kilic

Schiedsrichter: Pascal Lacmann (Ulm)

Zuschauer: 100

Tore: 0:1 (1.) Bezirgianidis, 1:1 (16.) Tamas, 1:2 (24.) Nagel, 2:2 (68./Foulelfmeter) Kuttler