Es war die Blaupause zum 1:1-Spiel in Frickenhausen, als die Grünweißen auch führten und danach einfach nicht den Deckel drauf machten. Nur hatte der Gegner diesmal eine andere Qualität und dazu einen Torhüter, der stets im Weg stand. Man könnte aber auch sagen, Tim-Philipp Köper wurde am laufenden Band angeschossen, nachdem er sich immer schon frühzeitig quer gelegt hatte. Mit etwas mehr Mut und Nutzung des Überraschungsmomentes hätte vielleicht mal versucht werden können, den Schlußmann zu umkurven. Vor allem im zweiten Durchgang konnten die Hundertprozentigen gar nicht so schnell notiert werden, wie sie vergeben wurden.
Das Spitzenspiel Vierter gegen Dritter begann mit einer Schrecksekunde für die Hausherren in der 2. Minute. Dominic Ruopp köpfte im Mittelfeld rückwärts doch es war kein grünweißer Abnehmer da, sondern nur Ömer Cakir. Der steuerte alleine auf Timo Hasenohr zu und setzte den Ball hauchdünn neben den Pfosten. Danach begannen die Gastgeber sich immer mehr an das TV-Gehäuse anzunähern. Timo Bezirgianidis' Querpaß im Strafraum wurde abgefangen (10.) und nach einer guten Kombination war Sven Römers Schuß etwas zu schwach und deshalb leichte Beute für Köper (13.). Ein Bezirgianidis-Kopfball nach Freistoß von Manuel Schneider hatte zwar Schmackes dahinter, jedoch nicht ganz die richtige Richtung (16.). Und vier Minuten später stand wieder "Beze" im Brennpunkt. Jonas Bayha's klasse Diagonalball über fünfzig Meter holte er sich mit der Brust runter, kam in aussichtsreicher Position aber ins Straucheln.
Nachdem Moritz Krasser im etwas zu langen Rasen hängen geblieben war (21.), gelang dem TSV dann in der 23. Minute doch das 1:0. Ein Durcheinander am Elfmeterpunkt nutzte Bastian Nagel und beförderte die Kugel etwas glücklich ins Netz. Der direkte Gegenzug hätte fast den Ausgleich gebracht, als bei Florian Dölkers Flachschuß nicht viel fehlte. Zwei Kopfbälle von Michael Rossipal (31.) innerhalb dreißig Sekunden bedeuteten wieder Gefahr für Timo Hasenohr. Kurz vor dem Pausenpfiff des souveränen Schiedsrichters Thomas Schlotter fastgar das 2:0. Bastian Nagel paßte durch den Sechzehner und Timo Bezirgianidis wurde im letzten Moment von einem langen Abwehrbein geblockt.
Waren im ersten Abschnitt schon genügend Torchancen vorhanden, so häuften sich diese nach dem Seitenwechsel und wurden dabei immer hochkarätiger. Jonas Bayha setzte Sven Römer klug ein, der TV-Goalie ging in gewohnter Manier runter und hielt (49.). In der 54. Minute brauchte Bastian Nagel zu lange zur Ballverarbeitung und Furkan Uysal verhinderte den Torschuß. Ärger zog in der 55. Minute Timo Bezirgianidis auf sich. Der einsatzfreudige Torjäger hatte alle Optionen: Alleine auf Köper zugehen oder, noch besser, einen der beiden völlig frei stehenden Sven Römer und Moritz Krasser zu bedienen. Bezirgianidis entschied sich für einen meilenweit die Kiste verfehlenden "Oxer hoch-weit". Fünf Zeigerumdrehungen später setzte sich Emre Kilic energisch im Mittelfeld durch und spielte Moritz Krasser frei. Das übliche Spielchen auch diesmal: Köper ging nach unten und hielt.
Ebenso erging es Sven Römer, der wieder alleine vor dem langen Schlußmann auftauchte. Diesmal allerdings fuhr Köper ein Bein aus (65.). Ein feiner Bezirgianidis-Pass sprang Moritz Krasser zu weit weg (70.) und Nico Hägele stoppte den TSV-Sturmführer nach einem wiederum wunderschönen Zuspiel von Jonas Bayha (78.). Es war zum Haareraufen und in solchen Spielen kann die Uhr danach gestellt werden, wann der Schuß nach hinten losgehen würde. Zwei Vorwarnungen durch Michael Dast (84./85.) kündigten das Ungemach an. Beidesmal hatte Timo Hasenohr da gut aufgepasst, in der 88. Minute war er indes machtlos. Die sonst gut stehende Defensive verweigerte die Arbeit bei einem Flankenball, auf dem Schnee lag. Freistoß hatte es an der Seitenlinie gegeben. Furkan Uysal schlug ein Flugobjekt in den Strafraum, das ewig unterwegs war und das keinen Abnehmer zu finden schien. Ingo Franz machte sich denn doch auf den Weg, erreichte den Ball fast auf der Torauslinie und köpfte aus spitzestem Winkel ein.
Zuguterletzt (90.) gelang dem TSV doch noch ein Treffer, weil der Pass auf Timo Bezirgianidis zu spät gekommen war, stand dieser im Abseits. Nach dem Schlußpfiff konnten sich auch die Nellinger nicht so recht über den Punktgewinn freuen, denn für den TV war dieser gleichfalls zu wenig. Mit dem Dreier hätte der TSV die Elf von Denis Egger überholt und wäre bis auf fünf Zähler am Relegationsplatz dran gewesen. Zwar konnte der Abstand wegen des Donzdorfer Patzers um ein Pünktchen auf sieben verkürzt werden, was allerdings weder Fisch noch Fleisch bedeutet. Letztendlich fehlt halt die Cleverness, um eine starke Saison mit zumindest dem Erreichen der Relegation krönen zu können.
TSV Neckartailfingen: Hasenohr, Ruopp, Wenzelburger, Schneider (55. Frimmel), Bayha, Krasser (83. Dombrowski), Matthias Wilhelm, Nagel (79. Triantafilou), Römer, Timo Bezirgianidis, Kilic
TV Nellingen: Köper, Weitz (71. Lanzano), Rossipal (65. Dast), Caggiano, Aciköz, Franz, Reitzle, Hägele, Cakir (56. Breuning), Dölker, Uysal
Schiedsrichter: Thomas Schlotter (Fellbach) leitete souverän
Zuschauer: 90
Tore: 1:0 (23.) Nagel, 1:1 (88.) Franz