Gegen einen äußerst limitierten FVF, der mit viel Einsatz, Giftigkeit und einfachem „Langholz“ operierte, versuchten es die Guillen/Krasser-Schützlinge auf dem Kunstrasenfeld im Dittlau mit spielerischen Mitteln und erlitten damit Schiffbruch. Im Aileswasen herrscht nun Alarmstufe eins und um einigermaßen ruhig in die Winterpause gehen zu können, sind sechs Punkte aus den letzten beiden Heimspielen fast schon ein Muss. Am Sonntag trifft der TSV auf einen Gegner, den man im Vorspiel klar beherrschte und mit 3:1 bezwang. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der TSV Weilheim, dem viele schon das gleiche Schicksal wie dem FV 09 Nürtingen prophezeiten, ist nach einem kapitalen Fehlstart in die Gänge gekommen und bis auf Rang vier geklettert.
Anders die Grün-Weißen, die am dritten Spieltag Zweiter waren und nach sechs Runden immer noch einen Spitzenplatz (3.) einnahmen. Bis dahin konnten die diversen Ausfälle kompensiert werden, was aber spätestens nach der Katastrophe von Deizisau am 10. Oktober nur mehr selten möglich war. Auf der Hinteren Halde riss da bei Moritz Krasser die Achillessehne und nun fehlt mit Lars Glöckler, Moritz Krasser und Robin Plachy eine nicht zu ersetzende Achse. Plachy wird im März wieder dabei sein, doch für die anderen beiden ist die Saison beendet. Dass drum herum weitere wichtige Stammkräfte komplett oder wochenlang ausfielen (siehe unten), spitzte die Situation im Aileswasen gefährlich zu.
Benjamin Geiger und sein Co-Trainer Filippo Medicina wollten nach dem Abstieg um Platz eins bis fünf spielen. Anfangs, wie gesagt, schien dieses Ziel utopisch zu sein, doch der Ex-Landesligist hat sich gefangen und eine Serie hingelegt, die ihn in den angestrebten Tabellenbereich hievte. Mit Salih Egrlic (9), dem vom Verbandsligisten Calcio LE gekommenen Toni Carfagna (7) sowie dem ehemaligen 09er Simon Kottmann (6) verfügen die Limburgstädter über drei eminent torgefährliche Angreifer. Und so wird den Schützlingen von Alberto Guillen am Sonntag ein ganz anderer Brocken vorgesetzt werden, als es der FV Faurndau war. Jedoch wird die Spielweise des TSVW dem TSVN eventuell eher entgegen kommen, als die der aggressiven Göppinger Vorstädter. Welche Formation das Trainerduo Guillen/Krasser ins Rennen schicken kann, muss wieder mal ins Reich der Spekulationen verwiesen werden.
Totalausfälle
Jonas Bayha (komplette Vorrunde), Jannik Bubeck (komplette Vorrunde), Lars Glöckler (komplette Rückrunde), Tim Müller (komplette Saison), Kevin Plachy (komplette Vorrunde), Stefan Wilhelm (komplette Vorrunde sporadisch auf der Bank), Manuel Schneider (komplette Vorrunde, sporadische Einsätze), Volkan Cankaya (komplette Vorrunde), Moritz Krasser (ab 10. Oktober die restliche Saison), Robin Plachy (komplette Vorrunde), Pablo Guillen (fast gesamte Vorrunde)
Wochenlange Ausfälle
Marc Vogelmann, Max Falter, Luis Guillen, Noah Wagner, Philipp Wenzelburger, Benjamin Frimmel, Maurice Grözinger, Samuel Schöner
Aus dem anfangs 26 Mann starken Kader, standen zuletzt in Faurndau zusammen mit Torhüter Florian Hipp gerade mal noch drei Feldspieler zur Verfügung.
Fußball und seine Vereine im Wandel der Zeit
In früheren Jahren bestand das Gros der Mannschaften aus Handwerkern und „Bürohengsten“. Studenten gehörten da eher zur selteneren Spezies. Nur Bundeswehrsoldaten oder Monteure sorgten damals hin und wieder für Ausfälle. Dies hat sich grundlegend geändert, denn die vielen Studenten in den Mannschaften fehlen manchmal fast die gesamte Saison wegen Studien im Ausland. Um sich auf diesen Stress vorzubereiten, werden dann zuvor auch noch monatelange Weltreisen vorgenommen.
Aber die Malaise fängt schon in der Jugend an. Der TSV Neckartailfingen ist in einem Ort beheimatet, der fast 4000 Einwohner zählt und bringt keine eigenständigen Mannschaften ab der C-Jugend aufwärts mehr zusammen. Es bedarf drei oder mehr Vereine, um Spielgemeinschaften zu stellen. Ewig gut gehen kann das nicht mehr. So lange der TSV in der Bezirksliga spielt, können Verstärkungen an Land gezogen werden. Dies würde mit einem Abstieg in die Kreisliga nicht mehr der Fall sein. Deshalb müssen neue Wege beschritten werden. Das Beispiel des FTSV Kuchen, dessen C-B- und A-Jugend in den Bezirksstaffeln kicken, zeigt, dass auch in der heutigen Zeit noch vieles möglich ist.