Ein schlauer Bundesligatrainer hat mal gesagt, dass nicht die Aufstellung, sondern die Einstellung wichtig wäre. Der Mann hatte recht. Das was nämlich die von vielen Ausfällen gebeutelte Truppe von Georgios Karatailidis und Ferdi Turan in Deizisau bot, konnte eigentlich so nicht erwartet werden. Die bislang doch recht löchrige Abwehr hielt die brandgefährliche Offensive Braun, Siekermann, Kendel u. Co. in Schach, das Mittelfeld zeigte hohe Laufbereitschaft und deshalb kamen die Grünweissen zu einer Menge bester Chancen. Einziges Manko: Diese wurden wieder nicht effizient genug genutzt und so geriet der hochverdiente Sieg am Ende nochmals in höchste Gefahr. Diesmal allerdings stand Kapitän Manuel Schneider und Kameraden endlich auch mal das Glück zur Seite. Aber das hat bekanntlich ja nur der Tüchtige.
Der Sieg auf der Hinteren Halde war umso wichtiger, weil es nun zum Derby schlechthin kommt. Die TSV Oberensingen gastiert am Sonntag im Aileswasen und dem Aufsteiger aus der Nürtinger Vorstadt wird zugetraut, dass er in die Landesliga durchmarschiert. Zwar gab es in den 1990er Jahren in den Tiefen der Kreisliga B ein paar Punktebegegnungen zwischen den beiden Teams, doch die eigentliche Rivalität rührt aus den Amateurligazeiten Anfang der Siebziger her. Zwischenzeitlich ist aber viel Wasser die Aich und den Neckar hinunter geflossen und die heutigen Protagonisten kennen die von damals gar nicht mehr. Und dennoch knistert es in beiden Lagern vor dem Lokalhit. Einen kleinen Vorgeschmack gab es beim Sennerpokal, als die hitzige Vorrundenbegegnung 1:1 endete.
Dort wurde auch der lockere Spruch eines Scherzkekses aufgeschnappt, als dieser von "Red Bull" Oberensingen sprach. Und in der Tat hat Sportchef Hagen Gutekunst auf dem Transfermarkt dermassen zugeschlagen, dass ein Durchmarsch in die Landesliga durchaus realistisch erscheint. Da kamen zum Beispiel mit Yannik Kögler und Fatih Özkarahman zwei Spieler in die Plätschwiesen, die mit ihren Vereinen SV Göppingen und Calcio LE gerade in die Ober- beziehungsweise Verbandsliga aufgestiegen waren. Die beiden taten das wohl nicht nur, um auf den holprigen Geläufen zwischen Aich und Neckar ihren Spass zu haben. Marcel Brandstetter, der aus Oberensingen stammende Co-Trainer von Peter Merkle, kickte zuletzt beim SSV Reutlingen und auch die übrigen Zugänge wie Philip Künert (SV Göppingen), Daniel Schwindt, Elbasan Emerllahu (FV 09), Kevin Federschmid (VfB Neuffen), Gabriele Rizzo (VfL Kirchheim) und Michele Latte (TSV Weilheim) gelten nicht gerade als heurige Hasen.
Schließlich aber war schon die Truppe von Bernd Wenzel, die den Aufstieg schaffte, ein starkes Kollektiv, aus dem exemplarisch Robert Vujevic genannt werden sollte. Der Routinier (35) hat immerhin ein Bundesligaspiel für den VfB Stuttgart bestritten. Trotz allem startete die TSVO ziemlich holprig in die Saison, denn dem Unentschieden gegen Nellingen folgte eine Niederlage in Faurndau. Jetzt aber scheint sich mit mittlerweile Platz vier langsam die vorhandene Qualität bemerkbar zu machen, auch wenn es letzten Sonntag eine ziemlich überraschende Heimniederlage gegen den TSV RSK Esslingen gab.
Beim TSVN könnten sich die Personalprobleme ein wenig entspannen, zumal Robin Plachy's Sperre abgelaufen ist und auch Moritz Krasser aus Kassel da sein könnte. Eigentlich war es nicht vorgesehen, dass Georgios Karatailidis als Spielertrainer tätig ist, doch es würde geradezu weh tun, wenn sich der Coach nach seinem enorm starken Auftritt in Deizisau wieder raus nehmen würde. Voraussichtlich weiter nicht dabei sein können Stefan Wilhelm und Emre Kilic, Marius Blank dagegen wird auf jeden Fall fehlen, was auch für Urlaubrückkehrer Fatih Aktas gelten dürfte. Im Tor wird wieder Marcel Finsterbusch stehen, denn der mit ihm rotierende Marc Vogelmann steht mit seiner Daumenverletzung noch einige Zeit nicht zur Verfügung. Da nicht nur die Akteure beider Mannschaften, sondern auch deren Anhängerschaften heiß auf das Derby sind, ist mit einer großen Zuschauerzahl und der dementsprechenden Atmosphäre zu rechnen.